Was mich antreibt, ist die Idee von Selbstwirksamkeit und Freiheit – die Vorstellung von einer neuen Art zu leben und zu arbeiten.
Im integralen Sinne: nicht als selbstoptimierendes Individuum sondern als fürsorgende Gesellschaft! Sorge füreinander, für die Natur und nachkommende Generationen.
Höher, schneller, weiter ist Unsinn angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und begrenzter Ressourcen. Wettbewerb und übergroße Egos führen zu Verdrängung und vernichten Energien. Und ganz nebenbei: Echtes Glück und tiefe Zufriedenheit habe ich in den Vorstandsetagen dieser Welt auch noch nicht gesehen.
Und warum soziale Landwirtschaft und Bauernhof als therapeutische Erfahrung?
Weil ich davon überzeugt bin, dass wir uns aktiv um ein Gegengewicht zu Technik und Digitalisierung und der damit einhergehenden Entwicklungen bemühen müssen. Nicht im Sinne einer technikbefindlichen Haltung sondern mit dem Anspruch es zu integrieren. Das bedeutet für mich, soziale Interessen und menschliche Ur-Bedürfnisse dem Fortschritt nicht unterzuordnen.
Der Mensch braucht lebendige Ressonanzerfahrungen: spüren, schmecken, riechen, fühlen – das geht alles besonders gut mit Tieren und bei der Arbeit auf dem Hof und in der Erde. Wenn sich samstags Früh die Autos in Richtung Münchner Umland und Berge stauen, erkennen wir zum einen die Sehnsucht den Betonmassen der Stadt zu entfliehen und gleichzeitig die Absurdität dieses Unterfangens. Eigentlich ist es nur more of the same: im Stau stehen, Parkplatz suchen, mit anderen den Berg hoch rennen, Selfie auf dem Gipfel, dann das ganze rückwärts. Und morgen gehts schon wieder ins Büro.
Die Auszeit auf dem Bauernhof hingegen bringt uns wirklich raus: Tiere spüren, wenn Du nicht bei der Sache bist. Und geerntet werden muss auch bei schlechtem Wetter. Andere verlassen sich auf Dich und darauf, dass Du Deinen Teil zur Gemeinschaft beiträgst. Medien, Style, sozialer Druck: alles egal, wenn Du Dich drauf einlassen kannst.
Schwerpunkt 1: Soziale Landwirtschaft
Jährlich führe ich mindestens 50 Erstgespräche mit Interessierten, die ein Angebot im Rahmen der Sozialen Landwirtschaft aufbauen wollen. Diejenigen, die sich dann für die Umsetzung ihrer Idee entscheiden, begleite ich dann zusammen mit einem Team an frei Mitarbeitenden bei der Umsetzung.
Mein Einstieg in das Thema Soziale Landwirtschaft begann, genau genommen, mit dem Projekt FoodHub-München. Der FoodHub ist ein solidarischer Supermarkt, in dem die Mitglieder ehrenamtlich mitarbeiten. Den Bauernhöfen, die den Supermarkt beliefern, können höhere Preise für ihre regional und saisonal produzierte Lebensmittel bezahlt werden. Es ist also eine soziale Community entstanden, die gegenseitig Verantwortung übernimmt. Hier entsteht eine soziale Verbindung zu den Landwirtschaften.
Dazu kommt, dass meine beiden Eltern in Pflegeheime umziehen mussten, weil eine gute Betreuung zuhause für sie nicht mehr möglich war. Sie waren dort nicht so glücklich, wie ich es ihnen auf dem letzten Lebensabschnitt gerne ermöglicht hätte. Dann sah ich einen Fernsehbeitrag über einen Bauernhof, wo ältere Menschen mit und ohne Pflegebedarf leben können. Mir war sofort klar, dass zum Beispiel meine Eltern dort glücklicher gewesen wären. Speziell mein Vater, der schwer demenziell erkrankt war.
Ich habe also nach solchen Angeboten gesucht, aber viel weniger gefunden, als ich mir das dachte.
Mittlerweile weiß ich, dass es für landwirtschaftliche Familien nicht einfach ist, ein Angebot im Rahmen der Sozialen Landwirtschaft aufzubauen. Unterstützung ist häufig ein Erfolgsfaktor.
Schwerpunkt 2, resiliente Gemeinschaften
In den letzten Jahren habe ich in all meinen Projekten das Thema Community-Building gehabt. Wenn Menschen etwas zusammen auf die Beine stellen wollen, ist das immer ein Prozess. Wenn es Probleme beim Community-Building gibt, liegt das meiner Erfahrung nach, nicht an den Themen selbst, sondern an drei Parametern, die im Gleichgewicht sein müssen:
– Gegenseitige Anerkennung und Akzeptanz von Bedürfnissen
– Eine gemeinsame Realität über das Vorhaben und Erwartungen
– Gute Kommunikation, die für gegenseitiges Verständnis sorgt
Ich glaube, Gruppen leichter finden besser ins „Wir“, wenn es von außen Unterstützung gibt. Deshalb bin ich ein Wegbegleiter für entstehende Projekte. Ein Gruppenfindungsprozess ist immer ein sensibles Auswägen von eigenen Ansprüchen und Gruppennutzen. Außerdem müssen sensible Themen angesprochen werden, nicht zuletzt das Thema Geld.
Mir ist es ein Herzensanliegen, zu gelingenden Projekten etwas beitragen zu können. Wie eine Art Projektleiter an der Seite zu stehen und gerade im ländlichen Raum Communitys entstehen zu sehen. Neues Leben, in einer neuen Zeit.
Mir ist besonders wichtig, dass dabei an Themen wie Schutz der Artenvielfalt und gesunde Böden, gesunde Lebensmittel gedacht wird. Dass Mobilität so wenig Klimafolgen wie möglich verursacht. Daran arbeite ich gerne als Sparringspartner mit.
Und dann gilt es auch einen passenden Ort zu finden, Akzeptanz herzustellen und Genehmigungen zu bekommen. Bei all diesen Schritten stehen wir aktiv Verfügung.